Mit einem dem Umfeld geschickt angepassten Neubau hat das „Haus der Badisch-Pfälzischen Fasnacht“, das Fasnachtsmuseum an der belebten Wartturm-Kreuzung im Norden der Stadt Speyer, nach erfolgter dritter Ausbaustufe, eine wesentliche Erweiterung erfahren. Sie war notwendig geworden, weil Sammlungen und Ausstellungsstücke, Zeugnisse fasnachtlichen Brauchtums, im denkmalgeschützten Wartturm und seinem dazugehörigen Anbau längst aus den Nähten geplatzt waren. Hausherr ist die Stiftung „Haus der Badisch-Pfälzischen Fasnacht“, die die Räumlichkeiten an die „Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine“ vermietet hat. Diese Vereinigung ist der zweitgrößte Regionalverband im Bund Deutscher Karneval (BDK) mit derzeit 370 Gesellschaften, Vereinen und Zünften. Auch mehrere Guggenmusiken und Tanzsportvereine sind in dieser Gemeinschaft integriert, die derzeit rund 83 000 aktive Fasnachter aus Baden und der Pfalz in ihren Reihen hat. Ihnen steht das Fasnachtsmuseum auch als Dokumentationszentrum zur Verfügung, in dem die Vielzahl ihrer Ehren- und Jahresorden, ihre Programmhefte, Fotos und Dokumente, neuerdings auch Videoaufnahmen gesammelt und archiviert werden. Ein mit modernster Übertragungselektronik ausgestatteter Seminarraum steht außerdem zur Verfügung.
In vier Turmgeschossen einen renovierten Anbau und einen Neubau sind zahlreiche Urkunden, Dokumente und alte Fotografien aus der Geschichte der angeschlossenen Mitglieder aufbewahrt und zu besichtigen. Dazu Liedertexte und Liederbücher, Veranstaltungsprogramme und „Narrenpässe“ wie jene, die beim Carnevalverein Neustadt an der Weinstraße um die Jahrhundertwende 1900 im Umlauf waren. Zugprogramme aus Speyer (1831), Kaiserslautern (1901), Landau, Eberbach (1862) und Mannheim weisen erste organisierte Fasnachtsumzüge bereits in der ersten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts nach.
Eine kostbare Originalausgabe der Speyerer „Lehmann´schen Chronica“ (Edition von 1662) belegt das Unwesen der Fasnacht in der alten Reichsstadt bereits für das Jahr 1296. Die politische Fasnacht in den Tagen der „Märzrevolution“ dokumentiert ein sehr wertvolles Bändchen „Humoristisch-satyrisches Carneval-Almanach“, das aus dem Jahr 1848 stammt. Diese und andere wertvolle Exponate werden ergänzt durch eine große Sammlung von Karnevalsorden, altehrwürdige Narrenkappen, historische Gardeuniformen sowie fantasiereiche Kostüme für Bühne und Bütt, für Tanzmariechen und Gardisten. Dazu zählen auch die originalerhaltenen Kostüme von traditionellen Symbolfiguren wie etwa die des „Perkeo“ von Heidelberg, des „Grafen Kuno“ von Bruchsal oder des „Jägers aus Kurpfalz“. Nicht zu vergessen die originellen Narrenpreise zur höchsten Ehre oder für „wichtige Menschen“ wie etwa den „Pfälzer Krischer“ (Ludwigshafen), den „Goldenen Winzer“ (Bad Dürkheim), den „Philippsburger Trommler“, den „Ettlinger Narrenbrunnen“ oder den „Zwickschbatz“ (Pirmasens), den „Speyerer Till“ und viele andere mehr.